Zähne und Zahnstein - leider oft ein stark vernachlässigtes Thema
Wir kontrollieren bei jeder allgemeinen Untersuchung die Zähne Ihres Haustieres. Leider hören wir immer wir immer wieder von Tierhaltern, deren Tiere ein katastrophales Gebiss mit extrem viel Zahnstein, starken Zahnfleischentzündungen und teils wackeligen oder abgebrochenen Zähne haben, das Tier wäre zu alt oder zu krank für eine Narkose und so müsse es nun eben mit diesen Zähnen leben, außerdem frisst es ja noch gut.
Fressen trotz Zahnschmerzen
Eine kontinuierliche Futteraufnahme ist KEIN Indikator dafür, ob ein Tier Zahnschmerzen hat oder nicht. Grade bei chronischen Schmerzen gewöhnt sich das Tier leider an den dauerhaften Schmerz und fressen muss man schließlich auch um zu überleben - das liegt in der Natur des Tieres. Oft stellen Tierhalter Ihre Tiere vor, weil Sie nicht mehr fressen und vermuten, dass es die Zähne sind. Bei so einem Vorbericht denken wir Tierärzte nicht als Erstes an ein Zahnproblem, sondern suchen die Ursache erst einmal woanders, weil in den seltensten Fällen die Zähne das Problem sind.
Narkose beim alten und chronisch krankem Tier
Ein sehr betagtes Alter und/oder chronische Erkrankungen wie Nieren- oder Herzerkrankungen sind kein Grund Ihrem Tier eine Narkose und die Zahnsanierung zu verweigern Wichtig ist die richtige auf das Alter und die Erkrankung Ihres Tieres abgestimmte Narkose und die entsprechende Überwachung (Monitor, EKG, Sauerstoffsättigung) und Infusion von Flüssigkeit in die Vene. Wir arbeiten mit besonders schonender Inhalationsnarkose, in der Ihr Tier intubiert (Schlauch in der Luftröhre) kontinuierlich Narkosegas und Sauerstoff zugeführt bekommt. Auch die für die Narkoseeinleitung verwendeten Medikamente sind nur sehr kurz wirksam und wenig kreislaufbelastend, so dass Ihr Tier nach Beenden der Narkose sicher überwacht durch uns schnell wieder aufwachen kann.
Dentales Röntgen
Eine Zahnsanierung ohne die Möglichkeit des Zahnröntgen zu haben und dieses auch zu nutzen, ist heutzutage medizinisch falsch. Grade bei Katzen gibt es häufig stark schmerzhafte Erkrankungen der Zahnwurzeln, die Sie nur mit in Narkose angefertigten Röntgenbildern erkennen und entsprechend behandeln können. Bei diesen sogenannten Resorptiven Läsionen (früher FORL), lösen sich in einem stark schmerzhaften Prozess die Wurzeln einiger oder gar aller Zähne auf, welche dann gezogen werden müssen.

Zahnreinigung
Bei jeder Zahnsanierung werden die Zähne mit einem Ultraschallgerät gereinigt. Immer wieder werden wir gefragt, ob das bei lieben Tieren nicht im Wachzustand mal eben sauber machen kann. Nein, das geht nicht! Auch nur eine Zahnreinigung ist aufwändig und zusätzlich sehr unangenehm und teilweise schmerzhaft für Ihr Tier. Sie müssen auch unter das Zahnfleisch gehen und würden im Wachzustand nie an alle Stellen vernünftig herankommen um diese zu Reinigen. Deswegen wird auch "nur" eine Zahnreinigung bei uns immer nur in Narkose durchgeführt.
Zähne ziehen, aber richtig
Heutzutage gibt es mehr Möglichkeiten Zähne einfach "nur" zu ziehen wenn diese locker sind (geschlossene Extraktion). Bevorzugt wird inzwischen die offene Extraktion, bei der das Zahnfleisch vom Zahnfach (Knochen) freipräpariert wird, das Zahnfach mit einer kleinen Fräse eröffnet wird und die Wurzel komplett frei gelegt wird. Dadurch können die Zahnwurzeln besser komplett entfernt werden, so dass keine Zahnwurzelreste aufgrund abgebrochener Wurzeln verbleiben, was später Schmerzen verursachen kann. Anschließend wird das Zahnfleisch wieder vernäht und geschlossen. Die Fäden sind resorbierbar und müssen nicht gezogen werden. Sie sollten 14 Tage keine harten Kauartikel füttern, da es sonst zu Wundheilungsschwierigkeiten kommen kann.
Fazit
Tägliches Zähneputzen bei Ihrem Haustier ist eine sehr effektive Möglichkeit der Zahnsteinneubildung vorzubeugen oder diese lange hinauszuzögern. Alter ist kein Grund die Zähne in Narkose zu reinigen und zu wenn nötig zu ziehen.